Definitionen
- Definition relatives Armutsrisiko
- Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des gesellschaftlichen Mittelwertes
- Haushaltsnettoeinkommen / Summe der personenbezogenen Bedarfsgewichte
- Haushaltsvorstand = 1; jede weitere Person >15 Jahre 0,5; Kinder <15 Jahre 0,3
- Genaue Werte basierend auf Mikrozensus 2016
- Einpersonenhaushalt 969 Euro
- Partnerhaushalt 1453 Euro
- Partnerhaushalt mit zwei Kindern
Daten zu sozialer Ungleichheit
- Datenquelle:
- Etwa 15 % der deutschen Bevölkerung sind relativ arm
- Berlin hat ein Armutsrisiko von 22%
- München etwa 9,6%
- Risikofaktoren
- Arbeitslose
- Alleinerziehende
- Alleinlebende
- Migrationshintergrund (Arabisch mehr als Türkisch)
- Regionale Unterschiede des Armutsrisikos
- Nach Bundesländern bzw. nach Raumordnungsregionen
- 10 % der Bevölkerung haben fast 60% des individuellen Nettovermögens
- Lorenzkurve der Einkommens- und Vermögensverteilung
- Deutschland Einkommensverteilung Gini 0,28
- Deutschland Vermögensverteilung Gini 0,74
- Kinder von Ungelernten Arbeitern bekommen 8 mal seltener eine Gymnasialempfehlungen als Kinder von Menschen aus einer oberen Dienstklasse (Arnold u.a. 2007 S. 287 nach Hoverstadt/Eggers 2007 S 39.)
Gesundheit und Armut
- Die Sterblichkeit vor dem 65. Lebensjahr ist höher je geringer das mittlere Netto-Äquivalenzeinkommen
- Männer mit einem niedrigen Einkommen haben eine 9 Jahre niedrigere Lebenserwartung
- Auch bei der ferneren Lebenserwartung gibt es Unterschiede
- Soziale Deprivation ist eine Entwicklung des RKI
- Soziale Deprivation korreliert mit der Lebenserwartung (Datenbasis INKAR 2018)
- Quasi alle chronischen Erkrankungen sind mit SES korreliert. Ausnahme: Allergie und Brustkrebs
- Adipositas, Rauchen ist ungleich verteilt. Alkohol bei Frauen ist eine Ausnahme
- Soziale Unterschiede im Ernährungsverhalten
- Datenquelle: Nationale Verzehrsstudie II (Max-Rubner-Institut 2008)
- Süßwaren, Fleisch werden von Personen mit niedrigem SES häufiger verzehrt
- Gemüse, Obst, Fisch werden von Personen mit niedrigem SES seltener verzehrt
- Auch Risikoeinschätzung, Kenntnis von Gütesiegeln, Einkausfverhalten ist unterschiedlich
Erklärungsansätze
- Armutsspirale (intergenerationale verfestigte Armut) von Thomas Altgeld
- Wohlstandgewinne sind größer bei der reicheren Bevölkerung, dadurch kommt es zu einer Ausweitung der Ungleichheit
- Fahrstuhleffekt von Ulrich Beck: Die Gesamtgesellschaft wurde in Bezug auf das Wohlfahrtsniveau quasi eine Etage nach oben gefahren. Die soziale Ungleichheit zwischen den gesellschaftlichen Schichten ist dabei allerdings weitgehend erhalten geblieben.
- Soziale Ungleichheit führt zu gesundheitliche Ungleichheit durch:
- Arbeitsbedingungen, Stressbelastungen
- Wohnsituation, Umwelteinflüsse
- Gesundheitsversorgung
- Gesundheitsverhalten
- Sozialbeziehungen, soziales Kapital
- Personale Ressourcen
- Ereignisse und Übergänge im Lebensverlauf
Frühkindliche Einflussfaktoren nach sozialem Status
- Es gibt starke Unterschiede für Risikofaktoren
- Mütterliches Rauchen in der Schwangerschaft
- Nie gestillt
- Nicht alle U-Untersuchungen
- Erinnerungseinladung für U-Untersuchungen haben zu einer Verringerung geführt.
- Ressourcen
- Personale Ressourcen
- Familiäre Ressourcen
- Soziale Ressourcen
- Das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten ist höher wenn keine Ressourcen vorliegen
- Positive Effekte intergenerationaler Aufwärtsmobilität: Jugendliche aus Familien mit niedrigem SES die es aufs Gymnasium schaffen zeigen deutlich verbesserte Gesundheitschancen.
Zeitliche Entwicklung und Trends
- Rauchquoten bei niedriger SES sind kaum rückläufig (im Gegensatz zu Menschen mit hoher SES)
- Präventionsdilemma: Positive präventive Entwicklung greifen zuerst bei Menschen mit hohem SES