Jakob Schumacher

Infektionsschutz

Kompendium

Norovirus-Gastroenteritis

Norovirus ist der häufigste meldepflichtige Erreger, dementsprechend ist die Ermittlung durch die Gesundheitsämter sehr häufig. Norovirus ist für viele Todesfälle in Ländern mit einem anderen Entwicklungsstadium verantwortlich.

Übliche Maßnahmen des Gesundheitsamtes

  • Informationsbeschaffung, Übermittlung, Unterrichtung
    • Das Gesundheitsamt muss Informationen zum Fall sammeln, üblicherweise durch ein Interview mit der betroffenen Person und den Daten aus den Meldungen. Die Informationen müssen in der Meldesoftware eingegeben und übermittelt werden. Andere Ämter müssen ggf. unterrichtet werden z.B. Gesundheitsämter, Veterinärämter.

  • Ausbruchsuntersuchung
    • Wenn mehrere Personen betroffen sind und die Aussicht darauf besteht durch den Ausbruch weitere Erkrankungsfälle zu verhindern sollte eine Ausbruchsuntersuchung durchgeführt werden

  • Unterrichtung zur Küchenhygiene
    • Die erkrankte Person sollte zur Küchenhygiene unterrichtet werden. Siehe Empfehlungen BfR.

  • Einhaltung Toilettenhygiene.
    • Erkrankte Person: wenn möglich eigene Toilette benutzen. Die Toilette sollte täglich gewischt werden - wenn möglich desinfizierend. Nach dem Toilettengang Hände mit Seife waschen. Einrichtung: Toilettenhygiene gemäß des eigenen Hygieneplans und den Empfehlungen der KRINKO.

  • Unterrichtung zur Händehygiene
  • Einhaltung der Wäschehygiene
    • Erkrankte Person: Wäsche bei mindestens 60° waschen. Wenn möglich unter Verwendung eines desinfizierenden Waschmittels. Einrichtung: Desinfizierende Wäsche nach Hygieneplan und nach der Desinfektionsmittelliste des RKI.

  • Isolierung der erkrankten Person in einer Einrichtung
    • Eine Isolierung sollte so weit als möglich eingeführt werden. Dazu sollte der Einrichtungsinterne Hygieneplan Vorgaben enthalten.

  • Weitere Verhaltenshinweise an betroffene Einrichtungen
    • Je nach Schwere der Situation sollte eine Einrichtung weitere Maßnahmen unternehmen:

      • Umstellung auf viruzides oder viruzid-plus Mittel
      • Atemschutz bei Erbrochenem
      • Minimierung von Personalbewegung
      • vermehrte Desinfektion und Reinigung im betroffenen Bereich.

Stichpunkte für Interview

  • Für die Meldestatistik erhebe ich einige Informationen. Dazu stelle ich Ihnen jetzt ein paar Fragen.
    • Die notwendigen Informationen der Meldesoftware sollten erhoben werden.
  • Sind in Ihrem Umfeld weitere Personen erkrankt?
    • Diese Frage ist wichtig um herauszufinden, ob ein Ausbruch vorliegt. Gegebenenfalls muss eine Ausbruchsuntersuchung erfolgen, gegebenenfalls müssen die anderen Personen nachgemeldet werden.
  • Haben Sie eine Verbindung zu einer Kita oder ähnlichen Einrichtung?
    • Wenn eine Verbindung zu einer Einrichtung besteht muss diese in die Maßnahmen mit einbezogen werden
  • Haben Sie eine Verbindung zu einer Einrichtung, in der sehr viele Menschen untergebracht sind?
    • Beispiele sind: Unterkunft für Asylbewerber, Gefängnis oder Obdachlosenunterkunft. Wenn eine Verbindung zu einer Einrichtung besteht muss diese in die Maßnahmen mit einbezogen werden
  • Haben Sie eine Verbindung zu einer mediznischen Einrichtung?
    • Beispiel sind Krankenhaus, Pflegeheim, Praxis. Wenn eine Verbindung zu einer Einrichtung besteht muss diese in die Maßnahmen mit einbezogen werden
  • Haben Sie beruflich mit Lebensmitteln zu tun?
    • Personen, die mit bestimmten Lebensmitteln arbeiten müssen besonders beachtet werden.
  • Mussten Sie aufgrund Ihrer Erkrankung ins Krankenhaus?
    • Diese Frage dient der Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung
  • Haben Sie Tiefkühlbeeren zu sich genommen?
  • Haben Sie Muscheln oder Meeresfrüchte zu sich genommen?
  • Hat sich jemand in Ihrer Nähe in den letzten zwei Tagen vor Ihrem Erkrankungsbeginn übergeben müssen?

Die wichtigsten Fakten über den Erreger

  • Die Infektionskrankheit Norovirus-Gastroenteritis wird hervorgerufen durch Norovirus.
  • Der Erreger ist ein Virus.
  • Der Erreger wird unterteilt in die Genogruppen I - V und diese wiederum in Genotypen.
  • Genogruppe III und V verursachen beim Menschen keine Erkrankung. Anhand der Genogruppe kann etwas über die Herkunft des Erregers gesagt werden.
  • 80.000 Fälle werden in Deutschland gemeldet.
  • Der Erreger kommt weltweit vor.
  • Das einzig relevante Reservoir ist der Mensch.
  • Der Erreger ist sehr umweltresistent
  • Die Inkubationszeit beträg 6 bis 48 Stunden
  • Solange eine Person erkrankt ist und noch Wochen danach scheidet sie den Erreger aus (aus pragmatischen Gründen wird empfohlen die Isolierungsmaßnahmen 48h bzw. 72h nach Ende der Symptome aufzuheben)
  • Erkrankte Personen, insbesondere Personen mit Immunschwäche können den Erreger noch lange Zeit ausscheiden
  • Saisonaler Gipfel ist von Oktober bis März
  • Der Erreger wird übertragen Von Mensch-zu-Mensch über Hände, über Lebensmittel, über Trinkwasser, über Erbrochenes (Tröpfchen).
  • Krankheitszeichen sind schwallartiges Erbrechen, wässriger Durchfall, ein akutem Beginn, einem starken Krankheitsgefühl und leichtem Fieber.
  • Komplikation ist insbesondere die Dehydratation.
  • Die Krankheitsdauer beträgt üblicherweise 12-48 Stunden.
  • Personen sind nach einer Norovirus-Gastroenteritis nur für ein paar Monate immun
  • Etwa 4 von 100 Europäern sind asymptomatisch
  • 7,5 auf 100.000 Personen versterben.
  • PCR ist die meist eingesetzte Methode
  • Eine infektiösen Gastroenteritis muss gemeldet werden, wenn mehr als ein Fall auftritt oder die erkrankte Person mit Lebensmitteln arbeitet
  • Ein Labornachweis muss gemeldet werden
  • Kindereinrichtungen müssen Gesundheitsämter benachrichtigen
  • Gruppenunterkünfte müssen Gesundheitsämter benachrichtigen

Lese eine Geschichte über den Erreger

  • An einem Mittwoch meldet sich eine Grundschule im Gesundheitsamt und berichtet über etwa 80 Krankmeldungen
  • Das Gesundheitsamt fährt zur Schule und informiert die Lebensmittelaufsicht.
  • Beim Ankommen des Gesundheitsamtes sieht man die Schüler und Schülerinnen, die von ihren Eltern abgeholt werden
  • Die Grundschule hat 400 Kinder, 200 davon gehen in einen Hort. Nebenan gibt es eine weiterführende Schule.
  • Bei der Begehung wird über die Essenssituation gesprochen. Das Essen wird in der weiterführenden Schule gekocht und von dort auf die beiden Schulen verteilt.
  • Es existiert ein Wasserspender in der Schule und im Hortbereich, bei dem keine Auffälligkeiten bestehen.
  • Das Veterinäramt fährt selbstständig in die Schule, nimmt Rückstellproben, sagt mündlich gegenüber der Schule "Am Essen lag es nicht!" und gibt dem Gesundheitsamt keine weiteren Informationen.
  • Das Gesundheitsamt macht eine Online-Befragung. Die Ergebnisse zeigen, dass fast nur Hortkinder betroffen sind. Die allermeisten erkrankten haben das Fischragout gegessen (Odds-Ratio von 17 mit Dosis-Wirkung-Beziehung)
  • In den Rückstellproben findet sich nichts. Aufgrund der geschilderten Vorgehensweise ist auch kein Fehler in der Essensausgabe festgestellt worden. Möglicherweise war der Dill kontaminiert.
  • Die Schule wurde für 3 Tage geschlossen um eine Weitergabe zu verhindern
  • Es wurde auf Viruzides Desinfektionsmittel umgestellt.

Links zu Informationen im Netz